Australischer Alltag – Warum ich Down Under langsam genießen will (Gastbeitrag)

Zuletzt aktualisiert am 03.12.2019

Christina verbringt zurzeit mehrere Monate Down Under und nimmt uns auf Ihrem Blog „On Brink“ mit auf ihre Reisen durch das wunderschöne Australien. In einem Gastbeitrag erzählt sie uns heute von ihrem Alltag in dem kleinen Städtchen Townsville an der australischen Ostküste und ruft damit – bestimmt nicht nur bei mir – ganz starkes Australien-Fernweh hervor!

Australien ist ein riesiges Land am anderen Ende der Welt. Klar, dass diejenigen, die das Glück haben dorthin reisen zu können so schnell wie möglich, so viel wie möglich sehen möchten.

Alle…außer mir?

Versteht mich nicht falsch, ich möchte das Land, seine unverwechselbare Landschaft, Flora und Fauna sowie seine herrlich entspannten Einwohner kennen lernen. Genau das ist der Punkt. Lerne ich dieses Land wirklich richtig kennen, wenn ich so viele Sehenswürdigkeiten wie möglich abklappere?

Ich bin jetzt seit sechs Wochen in Australien – an ein und demselben Ort. Klar, ich mache Wochenend- und Tagesausflüge aber ich miete hier wie Zuhause auch eine Wohnung bzw. ein Zimmer und wohne hier. Queensland habe ich bisher noch nicht verlassen. Mein australischer Alltag hat begonnen.

Bloggerin Onbrink Australien

Zeitverschwendung?

Ganz und gar nicht! Auf meinem Blog berichte ich hauptsächlich von meinen Ausflügen und von den spannenden Orten, die wir bereits entdecken durften. Mein australischer Alltag wird selten beschrieben. Es gibt keine dramatischen Landschaftsaufnahmen oder spannende Videos. Dennoch scheint mir das Zwischenmenschliche, das Alltägliche, was wir hier erleben etwas zu sein, was wirklich dazu führt dieses Land zu verstehen.

Beispiel für einen typischen Montag

Ich sitze auf unserer Veranda und arbeite am Laptop. Unsere Vermieterin Peggy ruft an und fragt, was auf der German Night gekocht werden soll. Wir haben die German Night eingeführt, um einmal in der Woche zusammen deutsches Essen zu essen. Wir entscheiden uns für Rouladen. Diesmal werden wir das Fleisch besorgen und Peggy wird es zubereiten. Unser Nachbar Chris ist auch eingeladen.

Auf der German Night gibt es nicht nur leckeres Essen und viel zu lachen, sondern wir schmieden auch Pläne für die weitere Woche. Unser Rücklicht für den Van ist angekommen, wir können also jetzt den Menschen bestellen, der uns hoffentlich das Roadworthy Zertifikat gibt. Dave wird sich für uns darum kümmern. Er erklärt uns das weitere Vorgehen und wir wissen jetzt alles über die unterschiedlichsten Zertifikate, Registrierungen und Versicherungen, die wir für unseren Van brauchen.

Chris 17-jährige Tochter ist morgen zu Besuch und er möchte gemeinsam mit uns und ihr Eis essen gehen. Schnell werden wir über die beste Eisdiele Townsvilles aufgeklärt. Es dauert nicht lange und es wird generell über die besten Restaurants der Stadt gesprochen. Schnell wird entschieden, dass wir auch noch Burritos essen gehen werden. Natürlich die besten Burritos der Stadt.

Australischer Alltag von Teenagern

Von Chris Tochter erfahren wir am nächsten Tag so einiges. Wusstet ihr, dass man um seinen Führerschein zu bekommen kaum Fahrstunden braucht, sondern eine leichte und kurze theoretische Prüfung machen muss, sich dann sein „L-Zeichen“ kauft und mit einer Begleitperson sofort los fahren darf? Kein ewiges Sparen für den Führerschein und unendliche Stunden in der Fahrschule!

Tea erzählt außerdem, dass heute „Cheap Tuesday“ ist. Viele Restaurants und Bars haben spezielle Angebote, deshalb ist neben dem Wochenende auch Dienstag ein beliebter Tag zum Ausgehen.

Es sind nicht nur unsere Vermieter und Nachbarn, die uns so viel Australien-Wissen vermitteln und uns das Gefühl geben, Teil ihres Lebens zu sein. Mein Freund Chris studiert in Townsville und über die Uni bekommen wir ebenfalls ganz tolle Kontakte. Beim Namen „Townsville Bushwalkers Club“ hätte ich im Normalfall nicht reagiert. Hört sich nach einem langweiligen Wanderclub an.

Nichts da!

Auf unserer Rock Hopping Tour haben sie mich ganz schön an meine Grenzen gebracht. Es war aber so unendlich schön und das Gelände konnte nur über private Grundstücke erreicht werden. So etwas hätten wir als „normale“ Touristen niemals zu Gesicht bekommen. Gleiches gilt für unsere Tour zu den Jourama Falls. Bis ganz oben auf die Wasserfälle zu wandern, hätte ich mich im Leben nicht getraut und den Weg niemals gefunden. Eine Kommilitonin von meinem Freund ist aber mit einem Australier zusammen, der uns dort alle hoch geführt hat.

Die Strandhütte am Toomulla Beach gehört unseren Vermietern. Dort haben wir Peggys Geburtstag gefeiert mit einem typisch australischen BBQ. All diese spektakulären Ausflüge, Naturwunder und tolle Menschen haben wir nur kennen gelernt, weil unser australischer Alltag das zulässt. Wir sind hier und haben Zeit alle und alles kennen zu lernen! Würden wir einfach nach Lonely Planet schnell an der Ostküste entlang reisen, hätten wir nichts der beschriebenen Dinge erfahren und erleben dürfen.

Slow Travel

Aus diesem Grund, bin ich ein großer Fan von Slow Travel. Mein Appell an alle, die alles sehen wollen: lasst euch Zeit für die kleinen aber feinen Details. Erlaubt euch auch mal irgendwo anzukommen. Wer alles sehen will, verpasst am Ende vermutlich die essentiellen Dinge, die wir später vermutlich noch unseren Enkelkindern erzählen werden.

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2 Comments
  1. Hey Sonja,

    ich finde du hast Recht, man muss sich einfach mal die Zeit nehmen alle Momente seiner Reise zu genießen.

    Mir als Backpacker mit über einem Jahr Reisezeit in Australien fällt das Chillen mitlerweile sehr leicht.

    Ich bin schon gespannt wie ich mich in Deutschland wieder in den Alltag einfinden kann wenn ich nicht mehr so viel Freizeit habe und mit meinem Backpacker Rucksack auf dem Rücken durch Australien wandere.

    Gruß aus dem Outback

    Vani

    1. Liebe Vani,
      Recht geben musst du der lieben Christina, die den Gastbeitrag für mich geschrieben hat. Aber auch ich stimme ihr und auch dir zu. Gerade Australien bietet sich für Slow Travel richtig gut an und bei mir war es ganz ähnlich, dass ich direkt in eine totale laid-backness verfallen bin, die in Australien ja einfach so schön ansteckend ist 🙂 Bei mir kam danach dann ein kleines Tief: https://jointhesunnyside.de/kolumne-post-reise-depression Ich hoffe dir wird es besser ergehen 😉
      Liebe Grüße
      Sonja

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