Ein Tag in der Zukunft – Wie reisen wir 2030?

Zuletzt aktualisiert am 09.12.2019

Von London nach New York in 29 Minuten? Mit dem Hyperloop in Windeseile von einer europäischen Stadt in die andere? Wie werden wir in der Zukunft reisen? Ganz genau wird das sicher noch niemand vorhersagen können. Doch so könnte es vielleicht aussehen: Ein Tag in der Zukunft – im Leben einer Reisenden!

Wir schreiben das Jahr 2030. Das Wochenende naht und am heutigen Freitagabend möchte ich nach New York reisen. Meine beste Freundin Katie, die dort mit ihrem Ehemann und zwei Kindern lebt, hat zu ihrem Geburtstag eingeladen. Auch wenn ich in diesem Jahr bereits vier mal in New York gewesen bin, möchte ich mir diese Party nicht entgehen lassen. Die beste Freundin wird immerhin nur einmal 40. Meine Tasche ist bereits gepackt, oder „wurde“ bereits gepackt muss ich richtigerweise sagen.

Meinem Hausroboter Roberta hatte ich in der Mittagspause noch eben über das Handy die wichtigsten Kleidungsstücke für meinen Auslandsaufenthalt durchgegeben, die sie während meiner Abwesenheit aus meinem Kleiderschrank herausgesucht und für mich in die Reisetasche gepackt hat. Möglich machen das die kleinen Sensoren, die seit einigen Jahren von allen Kleidungsfirmen in der Kleidung integriert werden. Jedem Kleidungsstück ist ein eigener Code zugeordnet, über den Roberta genau erkennen kann, welche Kleidungsstücke sie mir heraussuchen soll. Über den integrierten Sensor kann sie diesen Code ganz einfach auslesen lassen.

Das Gepäck mit der Drohne liefern lassen

Zeit, um nach der Arbeit noch nach Hause zu fahren, um mein Gepäck abzuholen, habe ich allerdings nicht mehr. Mein Flieger wartet schon um 20.00 Uhr, also in einer knappen Stunde auf mich. Über meine Drohnenapp auf dem Handy bestelle ich rasch einen Abholservice. Zwischen unzähligen Anbietern kann ich auswählen, entscheide mich aber schließlich dann doch für die „Packfliege“, eine Firma über die ich schon mehrmals Produkte habe liefern lassen.

Roberta teile ich mit, dass sie meine Tasche in „die Box“ stellen soll, ein elektronisches Fach, über das ich seit Jahren meine Post erhalte und abholen lasse, ohne jemals einen Postboten gesehen zu haben. Wie auch? Den Beruf gibt es schon länger nicht mehr, werden Pakete und Briefe doch seit geraumer Zeit mittels Drohnen und selbstfahrenden Postautos direkt in die „Boxen“ der Empfänger geliefert und aus diesen abgeholt.

Leroy, mein digitaler Assistent

Die Packfliege ist wie immer zuverlässig und bereits zwanzig Minuten später wird mir meine Tasche in die Box meines Arbeitgebers geliefert. Da mein Flieger nun schon in vierzig Minuten abheben wird, ist es an der Zeit Leroy einzuschalten, meinen digitalen Assistenten, der mir bei allen organisatorischen Fragen immer zur Seite steht. Über mein Handy frage ich ihn, ob der Straßen- oder der Luftverkehr derzeit der schnellste Weg zum Flughafen ist. Leroy teilt mir mit, dass ein Luft-Taxi in zwei Minuten da sein könnte und mich mit nur sieben Minuten Flugzeit am schnellsten zum Flughafen bringen kann. Ich lasse das Taxi über Leroy bestellen und stelle mich vor die Bürotür.

Es dauert keine zwei Minuten bis das Luft-Taxi vor meinen Füßen landet und ich einsteigen kann. Angetrieben von Strom aus erneuerbaren Energien fliegt das Taxi per Autopilot über Frankfurt und ich muss nichts weiter tun als mich hineinzusetzen und die Aussicht zu genießen. Ortsangabe und Bezahlung wurden bereits über Leroy abgewickelt. Trotz Feierabendzeit sind sowohl die Luft- als auch die „alten“ Verkehrswege, die Straßen am Boden, recht leer. Durch die unterschiedlichen Verkehrsmöglichkeiten entsteht nur noch selten Stau, da eine Echtzeitanalyse jederzeit Auskunft über die derzeitige und künftige Verkehrsdichte gibt. Da alle Fortbewegungsmittel miteinander vernetzt sind, können diese aktiv auf die Analyse hin reagieren. In einen Stau bin ich bzw. die mich transportierenden Fortbewegungsmittel daher schon Jahre nicht mehr gekommen.

Mit dem Luft-Taxi zum Flughafen

Es sind exakt sieben Minuten vergangen bis das Luft-Taxi mich am Flughafen absetzt. Schlangen an der Gepäckaufgabe oder Sicherheitskontrolle? Fehlanzeige. Über einen Selbst-Check-In-Schalter gebe ich meine Tasche auf und lasse meinen Körper wenig später in der automatisierten Sicherheitskontrolle scannen. Ebenfalls gescannt wird mein rechtes Auge, welches ich dem Staat für die Überprüfung der Personalien angegeben habe und mit dessen Scan meine persönlichen Daten abgerufen werden können. Seitdem ich den Flughafen betreten habe sind nicht einmal zehn Minuten vergangen und schon habe ich Gepäckabgabe und Sicherheitskontrolle hinter mir gelassen. Schlangen wie man sie noch von vor zehn Jahren am Flughafen kennt gibt es schon lange nicht mehr. Durch die Vernetzung aller automatisierten Einrichtungen am Flughafen (vor Jahren hat man das noch das „Internet der Dinge“ genannt) kann auch großer Besucheraufwand perfekt gesteuert werden.

Die freie Zeit, die mir nun noch bis zum Flugzeugstart bleibt, verbringe ich damit, durch die Geschäfte zu bummeln. Im „Magazine“ springt mir eine neue Zeitschrift ins Auge, die ich mir als Zeitvertreib für den Flug genehmige. Mit meinem Handy scanne ich den zugehörigen Code und werde in wenigen Sekunden darüber informiert, dass der Datentransfer abgeschlossen ist. Die Zeitschrift wurde auf mein Handy bzw. in meine Cloud übertragen. Gezahlt habe ich durch den Abdruck meines linken Ringfingers, den ich generell für Zahlungen einsetze. Dadurch, dass der eigene Fingerabdruck bei jedem Menschen einzigartig ist, ist diese Bezahlmethode für mich besonders sicher.

Gleiches gilt für meine oben geschilderte Hinterlegung der persönlichen Daten mittels Augen- bzw. genauer Irisscan. Wie sich vor einigen Jahren herausgestellt hat, eignet sich auch die Iris zu Unterscheidungszwecken besonders gut, da diese bei jedem Menschen derartig unterschiedlich ist, dass Betrugsversuche gen Null gehen. Lästige Pins oder Zugangskarten verwenden wir im Jahr 2030 schon Ewigkeiten nicht mehr.

In 45 Minuten von Frankfurt nach New York

Wenig später steht auch schon das Flugzeug bereit. „Flugzeug“, so nennen wir es heute noch immer, obwohl es tatsächlich eine Mischung aus Flugzug und Rakete ist, die es mir heute ermöglicht, in 45 Minuten von Frankfurt nach New York zu reisen. Gerade ausreichend viel Zeit bleibt mir also, um ein wenig in meiner neuen Zeitschrift zu stöbern, die ich mir über die Cloud auf meinen Bildschirm am Sitzplatz projizieren lassen.

Neben mir sitzt ein Mann im Anzug, der noch einige berufliche Telefonate durchführt. Ebenfalls eine Neuerung der letzten Jahre: das WLAN für jedermann an Bord. Auch wenn dies für viele sicher nützlich ist, so bleibt mir auch heute noch die Flugzeit „heilig“. Eine Zeit in der ich nicht erreichbar sein will und mich mit anderen Dingen beschäftige als berufliche E-Mails zu checken oder Telefonate zu führen. Ein Andenken an die Vergangenheit; eine Gewohnheit, die ich auch heute noch nicht ablegen möchte. Es dauert aber ohnehin nicht lange und ich bin wieder vollständig vernetzt. Denn das Flugzeug landet 45 Minuten später in meiner geliebten Stadt – New York, die ich dank des aktuellen Stands der Technik nun auch ganz einfach mehrfach im Jahr bereisen kann.

Die Vernetzung der Welt

Während des Landeanflugs kann ich das Luftverkehrsnetz über der Stadt, die niemals schläft beobachten. Durch die Zeitverschiebung ist es Nachmittag, als ich in New York eintreffe. Perfekter Zeitpunkt also, um auf dem Geburtstagskaffee von Katie vorbeizuschauen, der später dann in die eigentliche Geburtstagsparty münden wird. Vor einigen Jahren haben Katie und ich an Geburtstagen noch geskyped; inzwischen können wir uns auch einfach mal über das Wochenende besuchen kommen.

Genauso wird es an diesem Wochenende sein, wenn ich Sonntag wieder zurück nach Frankfurt reisen werden, um Montag pünktlich auf der Arbeit einzutreffen. Leroy teilt mir mit, wie lange ich bis zu Katies Wohnung in Brooklyn benötigen werde, ohne dass ich ihn gefragt hätte. Er möchte von mir wissen, ob ich das in zwei Minuten eintreffende Lufttaxi buchen möchte. Ich sage zu und benötige keine fünfzehn Minuten bis ich an der Tür des Geburtstagskindes klingeln kann. Mein Gepäck wird in den nächsten 20 Minuten per Drohne direkt dorthin geliefert werden.

Noch vor zehn Jahren wäre es mir niemals in den Sinn gekommen auf diese Art und Weise reisen zu können, vielleicht hätte es mir sogar Angst gemacht. Die Welt ist heute vollumfänglich vernetzt, was uns Möglichkeiten bietet, die uns vor einem Jahrzehnt noch stutzig gemacht haben.

Wie so oft sträuben wir uns vor dem Unbekannten, der Veränderung – bis das Unbekannte bekannt, die Veränderung zur Normalität geworden ist. Das Reisen geht heute schneller, effizienter und viel zeitsparender. Ich kann mehr von der Welt sehen, weil ich die Möglichkeit habe, auch mal für ein paar wenige Tage am Stück zu verreisen. Gleich nächstes Wochenende geht es schon wieder in die Welt hinaus. Nach Shanghai. In 50 Minuten.

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