Mauritius – Als Hochzeitsgast im Paradies (Gastbeitrag)

Zuletzt aktualisiert am 03.12.2019

Hochzeit in der Dorfkirche? Wie wäre es stattdessen mal mit einer Hochzeit am Strand von Mauritius? Hannah war als Gast einer solchen paradiesischen Trauung dabei und berichtet uns heute auf Join The Sunny Side von ihren Erlebnissen auf der kleinen Insel im Indischen Ozean! Achtung – aktues Fernweh garantiert!

4:55 Uhr, Sie dürfen die Anschnallgurte jetzt lösen – Herzlich willkommen auf Mauritius!


Ich bin noch zu müde um zu realisieren, dass ich tatsächlich soeben im Paradies gelandet bin. Mit dem Shuttle geht es Richtung Nord-Westen der Insel. Pünktlich um 6 Uhr geht hier, wie von meinem redseligen Taxifahrer angekündigt, die Sonne auf. Die Straßen sind noch vollkommen verlassen, die Bergspitzen kämpfen gegen eine dichte Wolkenschicht an. Am Straßenrand steht die rote Erde in krassem Kontrast zu den Grünen Zuckerplantagen, die die ganze Landschaft durchziehen.

Ich erreiche unsere kleine Villa am Strand. Drinnen schlafen noch alle. Alles Unbekannte, Menschen aus anderen Ländern, anderen Kulturen, anderen Berufsgruppen. Alles was uns verbindet ist die Freundschaft zum Brautpaar, das sich nächsten Samstag hier das Ja-Wort geben wird.

Durchatmen – Runterkommen – Neustarten

Mein letzter Urlaub ist eine Weile her und mein ganzer Körper schreit nach Erholung. Die übliche Abenteuerlust hält sich in Grenzen und ich freue mich aufs Nichtstun. Ausschlafen, am Strand entlang joggen, ein paar Kardio-Übungen mit der Hochzeitsbloggerin, jeden Abend an einem neuen Strand einen der grandiosen Sonnenuntergänge bestaunen. Zwischen den Zehen den weichsten Sand den man sich vorstellen kann, im Hintergrund Klaviermusik, die von einem der zahlreichen Luxushotels herüberdringt. Das Zusammenspiel der Pastellfarben, das sich vor dir ausbreitet, strahlt eine unglaubliche Ruhe aus und ich spüre, wie sich ein innerer Frieden in mir ausbreitet. Es dauert drei Tage bis wir beschließen, dass es nun doch an der Zeit ist etwas mehr als nur Meer zu sehen. Wir fahren in den Botanischen Garten nach Pamplemouse, in dem uns ein kleiner alter Mann von Lippenstift- und Orangina-Palmen berichtet und dazwischen schmutzige französische Witze erzählt. Wir bewundern Bambusstangen, die 30cm am Tag wachsen, die Rosen von Venezuela, von denen eine Blüte aussieht wie ein ganzer Strauß roter Rosen und schließlich einen Baum, der 60 Jahre lebt, um dann ein einziges mal aufzublühen und zu sterben.

Um dem eigenen Verfall vorzusorgen geht es als nächstes in den Spa. Sauna, Hammam, Massage, das ganze Programm in Vorbereitung für den großen Tag. Wie kann man sein hart verdientes erstes Gehalt schöner ausgeben als für einen tollen Urlaub? Es folgen Ausflüge ins Zuckermuseum und zum berühmtesten hinduistischen Tempel der Insel. In eine Rumfabrik und zu Vanilleplantagen. Zwischen alledem eine unvergessliche Hochzeitsfeier, erfüllt von Liebe, guter Laune und gutem Essen.

Schnell merken wir, dass man viel planen kann auf Mauritius, aber dass noch viel mehr ungeplant passiert. In Sekundenschnelle kann es von schönstem Wetter zu stärkstem Platzregen wechseln, am Morgen begegnet man auch mal unverhofft einer Riesenspinne an der Badezimmerdecke und die Traumhochzeit kann schon einmal ein abruptes Ende wegen plötzlichen Stromausfalls finden. Die Mauritier bleiben bei alledem stets freundlich, lächeln und sagen, so ist es nun einmal. Und so ist es dann eben.

Hoch hinaus – Mauritius von oben

Es müssen nur noch zwei Dinge erledigt werden, bevor ich getrost den Heimflug anstreben kann, denn ich finde ja immer man kann eine Stadt oder im hiesigen Fall ein Land erst dann richtig beurteilen, wenn man es aus zwei Perspektiven gesehen hat, einmal von oben und einmal vom Wasser aus. Da Mauritius kein Empire State Building zu bieten hat, müssen die Wanderschuhe ausgepackt und der sog. „Pouce“ (auf deutsch „Daumen“) bezwungen werden. Rechts und links grünes Dickicht, matschige und von den vergangenen Regentagen ganz glitschige, Steine unter den Füßen. Ein knapp anderthalb-stündiger Aufstieg trennt uns vom Ziel. Der Blick an der Spitze entlohnt für so einiges. Vor einem die Hauptstadt Port Luis, dahinter das Meer, zu beiden Seiten grüne Weiten und beeindruckende Bergketten, am Himmel die beginnende Sonnenfinsternis.

Doch so schnell wie der Ausblick den schweren Aufstieg hat vergessen lassen, so schnell ist die schöne Aussicht beim Abstieg wieder vergessen. Eisiger Wind peitscht einem ins Gesicht und man sucht Halt wo man nur kann. Man weiß nicht mehr so recht ob man vor Kälte, wegen der nachlassenden Kraft in den Beinen oder vor Angst beim nächsten Schritt in die Tiefe zu stürzen zittert. Allmählich beruhigt sich der Wind und man gewinnt neuen Mut, ist aber trotzdem irgendwie froh als man den Fuß des Berges schließlich wieder erreicht hat. Jetzt muss erst mal ein heißes Schaumbad her, aber dann kann das nächste Abenteuer kommen.

Von Cocktails und Korallen

Noch bevor wir es auf unser Boot schaffen, regnet es schon wieder. Die Mauritier bleiben bei ihrer tiefenentspannten Lebenseinstellung, dass es nun mal so ist und man die Natur nicht beeinflussen kann und holen uns an Bord. Sie wissen sich gegen die Kälte zu schützen und versorgen uns mit Punsch und lauter Musik. Durch die Glasscheibe am Boden des Schiffes können wir Korallen und Fische beobachten und steuern, an der Titanic von Mauritius, dem ersten und letzten Metallschiff das hier gebaut wurde entlang, zu unserer ersten Insel. Es fühlt sich trotz mittelprächtigem Wetter recht paradiesisch an, mit dem Cocktail in der Hand, umgeben von türkisfarbenen Wasser und bunten Vögeln. Langsam traut sich auch die Sonne heraus und auf der nächsten Insel wird das BBQ ausgepackt. Es gibt leckersten, frisch gegrillten Fisch und Hummer – es könnte einem schlechter gehen. Wir schippern weiter, hier und da wird Halt gemacht. Irgendwann geht es mit Vollgas zurück in den Hafen. Dem Urlaubsende entgegen. Im Hintergrund spielt Fluch der Karibik.

In Gedanken fange ich an, die nächste Reise zu planen. Denn seien wir mal ehrlich, was kann es Schöneres geben?

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